Das Gemeinschaftskonto für Verheiratete: Fortschritt oder Rückschritt?

von | Apr. 24, 2025

Es existiert bereits seit Jahrzehnten: das gemeinsame Konto bei der Bank. Mindestens genauso lange sind Frauen dabei, sich finanzielle Eigenständigkeit zu erkämpfen. Viele Fortschritte haben wir schon gesehen. Leider gibt es auch immer wieder Rückschritte auf diesem Weg.

Warum genau halte ich von dem Gemeinschaftskonto für Verheiratete nicht viel? Dazu eine kurze Geschichte: Vor wenigen Tagen ist mir die Werbung einer Bank aufgefallen, auf der ein junges Brautpaar zu sehen war. Die Braut stand ganz klar im Mittelpunkt, wie das bei Hochzeitsbildern meistens so ist. Als Werbespruch war sinngemäß folgender Satz zu lesen: „Auch beim Geld gemeinsame Sache machen: das kostenlose Gemeinschaftskonto für frisch Verheiratete“ Und ich dachte so bei mir: ‚Ja, das ist leider wieder einer dieser Rückschritte.‘

Welche Nachteile ergeben sich aus dem Gemeinschaftskonto?

  • Gesamtschuldnerische Haftung: Beide Kontoinhaber haften jeweils in voller Höhe für Schulden oder einen negativen Kontostand – unabhängig davon, wer das Minus verursacht hat. Das bedeutet, dass auch der nicht verantwortliche Ehepartner für die Verbindlichkeiten des anderen haftet.
    Wenn Ihr Mann die Tendenz hat, Geld für in Ihren Augen unnötige Dinge zu verschwenden und das Konto überzieht, sind Sie automatisch beide gegenüber der Bank in der Haftung.
  • Risiko bei Trennung oder Streit: Im Falle einer Trennung kann einer der Partner das Konto ohne Zustimmung des anderen leerräumen (bei einem Oder-Konto). Eine gerechte Aufteilung des Guthabens ist dann oft schwierig und führt häufig zu Streit. Da Geld oft ein Zankapfel in der Partnerschaft ist, würde ich mögliche Stolpersteine lieber von Anfang an ausschließen.
  • Pfändungsrisiko: Hat einer der Ehepartner Schulden, kann das gesamte Guthaben des Gemeinschaftskontos gepfändet werden – auch das Geld des anderen Partners ist dann betroffen, der gar nicht für die Schulden verantwortlich ist.
  • Verlust finanzieller Unabhängigkeit: Alle Ausgaben sind für beide Partner sichtbar, was die individuelle finanzielle Freiheit einschränken und zu Konflikten über persönliche Ausgaben führen kann. Finanzielle Freiheit fängt meiner Meinung nach beim eigenen Konto an. Wenn Sie ein eigenes Konto haben, brauchen Sie niemandem zu erklären, wofür Sie Ihr Geld ausgegeben haben.
  • Steuerliche Risiken: Bei größeren Geldtransfers zwischen den Partnern auf das Gemeinschaftskonto kann das Finanzamt Schenkungssteuer vermuten, insbesondere bei sehr unterschiedlichen Einkommen und hohen Beträgen. Man muss ja keine schlafenden Hunde wecken.
  • Probleme im Todesfall: Beim Tod eines Kontoinhabers kann der Zugriff auf das Konto eingeschränkt sein. Beim Und-Konto ist die Zustimmung der Erben nötig, beim Oder-Konto kann das Guthaben vorübergehend gesperrt werden, bis die Erbfrage geklärt ist. Das kann unangenehme Folgen haben, wenn im Todesfall Rechnungen zu bezahlen sind und man keinen Zugriff auf das Konto hat. Vermeiden Sie diese Konsequenzen am einfachsten dadurch, dass Sie Ihr eigenes Konto haben und treffen Sie Vorsorge für Notfälle durch eine Vorsorgevollmacht bzw. ein Testament.

Soviel zunächst zu den haftungsrechtlichen und steuerlichen Themen.
Es mag durchaus einige praktische Vorteile haben, aber aus meiner Sicht überwiegen die Nachteile.
„Ja, aber bei einem Gemeinschaftskonto sehe ich doch genau, was mein Mann verdient und was er ausgibt. Wir haben keine Geheimnisse voreinander.“ höre ich einige sagen. Wenn Ihr Mann Ihnen nicht freiwillig seine finanziellen Verhältnisse offenlegt, würde ich mich fragen, ob ich den richtigen Mann geheiratet habe… Gut, Geld ist nicht alles, ist aber oft eine unerfreuliche Quelle von Konflikten und Streit. Diese Konflikte können lange unterschwellig bleiben, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit können sie ausbrechen und viel Vertrauen zerstören.
Bleiben Sie finanziell eigenständig als Frau und lassen Sie sich nicht von ein paar Euro eingesparter Bankgebühren ködern. Die Nachteile, die Ihnen aus einem Gemeinschaftskonto entstehen können, sind im Zweifel größer.

Wenn Sie den Weg in Ihre finanzielle Unabhängigkeit gehen möchten, begleite ich Sie gerne dabei.

Jetzt Termin vereinbaren

Finanzmentoring-Carmen-Stephan Portrait

Carmen Stephan

Finanzberatung für Frauen | Frankfurt am Main

Als Finanzmentorin begleite ich Sie persönlich auf Ihrem Weg zu finanzieller Unabhängigkeit. Mit einem respektvollen und wertschätzenden Ansatz auf Augenhöhe habe ich Ihre finanziellen Interessen im Blick.

E-Book für den Start in Ihre finanzielle Unabhängigkeit:

„Von der Sparerin zur Investorin“

Vereinbaren Sie jetzt einen Termin für Ihr Erstgespräch mit mir.

Ich freue mich auf Sie!

Bereit für mehr?

Entdecken Sie weitere wertvolle Finanztipps:

„Das hätte ich gerne früher gewusst…“

„Das hätte ich gerne früher gewusst…“

Diesen kurzen Satz schrieb mir kürzlich eine Teilnehmerin als Feedback auf meinen Workshops "Finanzfit in Rente - ein Workshop zur Altersfürsorge speziell für Frauen". Dabei habe ich keine dramatischen Neuigkeiten...

mehr lesen