Wenn Sie schon den ein oder anderen Blogbeitrag von mir gelesen oder schon an einem meiner Webinare teilgenommen haben wissen Sie wahrscheinlich, dass ich mich auf Finanzberatung für Frauen spezialisiert habe. Was ist der Sinn dahinter und wie sich Frauen mit dem Thema Finanzen anfreunden können, darum geht es in diesem Blogbeitrag.
Die Finanzbranche ist eine Männerdomäne. Das ist nach wie vor so und es hat sich trotz versuchter Gleichberechtigung, Frauenförderprogrammen in den Unternehmen und Weiterbildungsmaßnahmen speziell für Frauen und Mädchen nicht viel geändert. Frauen sind in den Führungspositionen der Banken, Investmentgesellschaften und Versicherungen völlig unterrepräsentiert und praktisch kaum existent.
Vor einigen Monaten führte das Netzwerk Frau und Beruf eine Studie durch, die unter anderem aufzeigte, dass es mehr „Thomasse und Michaels“ in den Chefetagen deutscher Unternehmen gibt als Frauen insgesamt. Die Gründe dafür seien vielfältig, der Hauptgrund läge darin, dass Männer lieber Männer befördern als Frauen. In der Finanzbranche scheint dies noch gravierender zu sein als im Rest der Wirtschaft. Die weiblichen Bankvorstände in Deutschland kann man praktisch an einer Hand abzählen.
Das ist schon ein ganz schöner Hammer in Zeiten von Gleichberechtigung und Chancengleichheit in Beruf und Wirtschaft.
Kommen wir zurück zum Thema Frauen und Geld. Die Männerdomäne Finanzen schreckt viele Frauen ab. Nicht nur was die Berufswahl angeht, sondern das Thema Finanzen ist allgemein bei Frauen nicht besonders beliebt. Sind es immer noch die traditionellen Rollenvorstellungen, dass der Mann für das Familieneinkommen sorgt und die Frau sich dafür um Haushalt und Kinder kümmert? Ein Grund ist das möglicherweise schon. Es ist noch nicht einmal fünfzig Jahre her, dass der Mann den Arbeitsvertrag seiner Frau ohne ihr Einverständnis kündigen konnte. Ein Anruf beim Arbeitgeber der Frau genügte und sie war ihren Job los. Noch bis 1977 durfte eine Frau in Westdeutschland nur dann berufstätig sein, wenn das „mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar“ war. Aufgaben im Haushalt und in der Kindererziehung waren also klar der Frau zugeordnet.
So war das früher. Die heutige Generation junger Frauen stehen auf den Schultern ihrer Vorkämpferinnen, die eine gewisse Besserstellung von Frauen bewirkt haben. Jedoch sind unsere Mütter und Großmütter noch ganz extrem mit diesem „Mindset“ aufgewachsen, dass Männer für den Unterhalt der Familie zuständig sind und dass Frauen bestenfalls ein Zubrot zum Familieneinkommen beitragen. Für meine Oma war es selbstverständlich, dass Opa für das nötige Kleingeld sorgte und sie dieses möglichst sparsam zu verwalten hatte.
Das ist jedoch nicht der einzige Grund. Es gibt weitere. Schauen wir mal in die Schulen und auf die angeblichen „Begabungen“ von Jungs und Mädchen. Jungs werden eher an naturwissenschaftlich-technische Themen, die sog. MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) herangeführt, wohingegen man Mädchen eine eher musisch/musikalische und kommunikativ starke Begabung unterstellt, die sich häufig im stärkeren Bezug auf Fremdsprachen zeigt. In der Schule wird oft schon der Grundstein für das spätere Interesse der jungen Menschen gelegt, was sich auch dann in der Berufswahl zeigt. Wenn Frauen in die Finanzbranche gehen, dann eher in die Marketing- oder Presse-Abteilungen der Firmen, den sog. Pink-Ghettos. Bei sheconomy gab es zu den Pink-Ghettos kürzlich einen interessanten Beitrag, den Sie hier lesen können.
Ich höre in meinen Beratungen häufig den Satz: „Mit Zahlen habe ich nichts am Hut“ oder „Ich verstehe den Finanzkram einfach nicht, es liegt mir nicht“. Diesen Satz hat noch nie ein Mann zu mir gesagt. Einer sagte mal: „Ich finde es gut, wenn sich eine Frau um mein Geld kümmert, deshalb komme ich zu Ihnen, Frau Stephan.“ Eine große Ausnahme.
Es ist eigentlich auch gar kein Problem, wenn einen das Thema nicht interessiert. Sie sollten sich jedoch nicht allein auf ihren Ehemann verlassen, der das finanzielle Wohl und Wehe der Familie regelt. Es kann ja auch passieren, dass dem Ehemann etwas zustößt, dass ein krank wird oder bei einem Unfall sein Leben verliert. Es leider auch häufig vor, dass sich Frauen blind auf ihren Mann verlassen und keine Ahnung haben, wieviel Geld da ist, geschweige denn wie das Geld angelegt ist. Tabu-Thema Geld, auch noch in unserer heutigen Zeit.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich möchte Sie nicht zum Misstrauen gegenüber Ihrem Mann anstacheln. Jedoch hat Gutgläubigkeit schon so manche Ehefrau nach einer Scheidung ins finanzielle Chaos gestürzt.
Was können Sie tun?
- Machen Sie sich eine gesunde Portion finanzielle Selbstfürsorge zu eigen. Finanzielle Selbstfürsorge ist nichts verwerfliches, sondern soll sie für unvorhergesehene Fälle absichern. Dabei geht es darum, dass Sie erkennen, was Sie leisten und dass Ihre Leistung honoriert wird. Für viele Frauen ist die unbezahlte Familienarbeit mit Haushalt und Kindererziehung völlig selbstverständlich und kaum eine stellt dies wirklich in Frage. Diese Selbstverständlichkeit der unbezahlten Arbeit ist meiner Meinung nach ein Hauptgrund für den Gender Pay-Gap.
- Lassen Sie sich in Gehaltsverhandlungen nicht abspeisen mit warmen Worten und leeren Versprechungen. Ihr Chef wird Ihnen kaum freiwillig ein gleich hohes Gehalt wie Ihrem Kollegen zahlen, wenn Sie es nicht aktiv einfordern und Ihre Gehaltserhöhung „durchboxen“.
- Sie dürfen anfangen, Geld zu mögen. Geld ist etwas Gutes und kann in dieser Welt jede Menge positive Dinge bewirken. Natürlich auch negatives, jedoch kommt es immer auf den Blickwinkel an. Lenken Sie Ihren Fokus auf die guten Dinge, die Sie mit Geld machen können. Die innere Haltung zu Geld ist ein entscheidender Parameter dafür, wie erfolgreich Menschen mit Geld sind. Auch wenn dies vielleicht für Sie etwas weltfremd klingt, so ist genau das, nämlich der Fokus und die Brille, durch die wir Geld betrachten. Darin haben viele Frauen noch Aufhol-Potenzial.
Wenn Sie sich gerne mit Ihrem Geld beschäftigen und es gut anlegen möchten, melden Sie sich bei mir. Sie können gerne gemeinsam mit Ihrem Ehemann kommen und sich gemeinsam beraten lassen.