Die Illusion vom erfolgreichen Portfolio Marke Eigenbau.

von | Okt. 16, 2025

Es begegnen mir immer wieder Menschen, die der Meinung sind, sie könnten ihr Vermögen selbst verwalten. Ohne professionelle Hilfe z.B. eine Erbschaft in sechs- oder siebenstelliger Höhe selbst managen und zwar so, dass das Vermögen stabil bleibt und sie über Jahre hinweg eine angemessene Rendite erzielen. Leider glauben das oft Menschen, die beruflich aus einem ganz anderen Kontext kommen. Z.B. Menschen aus sozialen, pädagogischen oder medizinischen Berufen. Interessanterweise sind es weniger Menschen aus der Finanzbranche, die an das Portfolio Marke Eigenbau glauben, denn diese wissen nur zu gut, um welch komplexe und anspruchsvolle Materie es sich beim Portfoliomanagement oder der Ruhestandsplanung handelt.

Wie kommen diese Menschen darauf, einem solchen Irrtum aufzusitzen? Vor was haben diese Menschen Angst, dass sie die Verantwortung für das Management einer komplexen Finanzsituation in die eigenen Hände nehmen wollen? Werbebotschaften wie: „Warum bezahlst du einen teuren Berater, wenn du das doch selber machen kannst. Das ist doch alles ganz einfach.“ Außerdem gibt es Zeitschriften, die sich speziell an Frauen richten, die konkrete Anlagetipps und -strategien vorstellen, damit Frau selbst ganz schnell zum Portfolio Marke Eigenbau kommt.
Zudem haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Geschäftsmodelle entwickelt. Allen voran Buchautoren und Seminaranbieter, die Bücher bzw. Selbstlernkurse für Privatanleger verkaufen. Es gibt inzwischen jede Menge Bücher, Podcasts, Webinare, Life-Seminare und Chakka-Seminare, die den Eindruck vermitteln sollen, dass das Verwalten und Vermehren des eigenen Geldes in die eigenen Hände gehört. Allerdings erst dann, wenn man speziell diesen Kurs gekauft, jenes Buch gelesen und vor allem dieses einzig richtige Seminar besucht hat. So sollen aus Laien Profi-Anleger werden. Ich finde es schlicht und einfach verantwortungslos, was hier gerade passiert.

Ich glaube es gibt dafür mehrere Gründe, warum Menschen die Illusion des Portfolios Marke Eigenbau glauben:

  1. Angst, zu hohe Gebühren zu zahlen.
    Diese Befürchtung ist zugebener Maßen nicht ganz unbegründet. Finanzprodukte sind teilweise überteuert und intransparent. Allerdings hat sich dies in den letzten Jahre deutlich gebessert. Die Margen von nahezu allen Finanzprodukten sind gefallen. Außerdem müssen alle Kosten eines Finanzproduktes vollständig offengelegt werden. Dann kann jeder Anleger selbst entscheiden, ob er die Bezahlung für angemessen hält oder nicht.
  2. Selbstüberschätzung und Überschätzung der eigenen Fähigkeiten.
    Botschaften wie: „Spar dir den Berater und nimm die Vermehrung deines Geldes selbst in die Hand“ stärken das Ego. Diese Botschaften sind ja Balsam auf die geschundene Finanzseele. Jahrelang wurde das Wissen über die Kapitalmärkte gehütet wie der heilige Gral und jetzt sehen wir auf einmal, dass alles ganz einfach sein soll. Ist doch toll. „Ich kann das alles selber, wie cool ist das denn, ich bin so schlau und so kompetent, Berater sind überflüssig und viel zu teuer. Ich brauche keine Beratung.“
  3. Kein Zugang zu Finanzinstrumenten, die Großanlegern vorbehalten sind.
    Die allermeisten Privatanleger „kennen den Markt“ nicht. Sie fokussieren sich auf die bekannten und einschlägigen ETFs und glauben das ist es. Es gibt jedoch noch weitaus interessantere Finanzinstrumente, zu welchen Hobbyfondsmanger keinen Zugang haben. Es gibt nämlich Produkte, die sind aktiv gemanagt (normalerweise teurer) aber auf dem Kostenniveau von ETFs. Woher soll ein Privatanleger, der sich nur in seinem eigenen, kleinen Universum bewegt, davon wissen??? Oder nehmen Sie die Ruhestandsplanung. Welcher Privatmann oder -frau ist mit Steuersparmöglichkeiten bei der Altersvorsorge oder beim Thema Erben und Schenken wirklich vertraut? Es werden Fehler gemacht, die steuerlich richtig teuer werden können. Wer zahlt schon gerne zu viel Steuern? Besser wäre es doch, wenn sich die unnötig gezahlte Steuer auf ganz legalem Wege vermeiden ließen, oder?
  4. Die Märkte gehen seit mehr als 10 Jahren steil, von wenigen Korrekturen wie 2020, 2022 und April 2025 mal abgesehen. Die junge Generation kennt so gut wie keine ernsthaften Crashs wie z.B. das Platzen der dot.com-Blase Anfang der 2000er Jahre. Sie glauben wirklich, es ginge immer so weiter. Ist ja auch schön, wenn sich die Illusion des eigenen Anlageerfolges unmittelbar im Portfolio bemerkbar macht. Dann ist doch jeder stolz und schreibt das Performance-Plus den eigenen Fähigkeiten und nicht den Kapitalmärkten zu. Overconfidence in Reinform. Das Problem ist nur, dass Privatanleger viel zu emotional handeln. Das tun übrigens auch professionelle Anleger, diese jedoch haben i.d.R. strenge Anlagevorschriften und einen Anlageausschuss, der sie überwacht. Emotionen wie Angst und Gier sollten bei Anlageentscheidungen außen vor bleiben. Tun sie aber meistens bei Laien nicht.
  5. Der ETF-Boom der letzten zehn bis 15 Jahre hat diesen Trend zum Selbermachen ganz klar befeuert. Zudem ist es heute tatsächlich einfach, ein Online-Depot zu eröffnen. Mit wenigen Klicks kommt man über einen Online-Broker zum eigenen Depot, ein paar Kreuzchen hier, Zustimmungen zu Datenschutz usw. da und schon kann´s losgehen.
  6. Mehrwert der Beratung
    Es gibt Studien, unter anderem von dem ETF-Haus Vanguard, die eindeutig belegen, dass der Mehrwert der Beratung bei ungefähr 3% pro Jahr liegt. 3% mehr Performance erzielen Anleger, die sich professionell beraten lassen im Gegensatz zu den Hobby-Fondsmanagern. Diese Aussage ist tatsächlich gewagt und nicht jeder Berater erzielt für seine Kunden diesen Mehrwert. Zudem wird dieser Mehrwert eventuell nicht in jedem Jahr erzielt, sondern ist ein Durchschnittswert über viele Jahre Beratungsleistung.
    Vanguard ist ein ETF-Anbieter, der ausdrücklich zu rät, das sich Privatanleger professionelle Hilfe suchen. Wir sehen also: die Profis haben es verstanden. Die Motivation der Hobbyfondsmanager wird hauptsächlich gespeist über die Medien, von Buchverlagen und natürlich von der großen Masse der Seminarveranstalter und Anbietern von Online-Kursen.

Es gibt noch weitere Gründe, z.B. dass ein ETF auf den MSCI World in nur ca 1.500 Aktien investiert, die meisten davon nicht physisch, sondern synthetisch. Außerdem vermittelt dieser Index die Illusion, dass es sich um einen Welt-Aktienindex handele. Stimmt aber nicht. In Wahrheit liegt der Großteil der Investments auf US-Tech-Werten, flankiert von ein paar europäischen Werten. Aktien aus dem Schwellenländern suchen Sie im MSCI-World vergeblich. Weltweit gibt es aber mehr als 53.710 Aktien von börsennotierten Unternehmen. Gut, nicht alle muss man haben und viele Aktiengesellschaften geben nur einen kleinen Anteil ihrer Aktien in den Streubesitz. Im Vergleich zu den 1.500 Aktien im MSCI World ist das ein großer Unterschied.

Was nur tun die Hobbyfondsmanager, wenn es mal wirklich zu einem Crash kommt, der mehrere Monate anhält? Ein Crash, der den Namen Crash wirklich verdient? Sichern sie professionell ab, kennen sie sich auch aus mit Hedginginstrumenten wie Optionen, Futures und anderen Maßnahmen zum Schutz des Vermögens? Die meisten Privatanleger kennen sich leider nicht aus. Sie verkaufen, wenn die Märkte fallen, realisieren Verluste und steigen wieder ein, wenn sich die Kurse erholt haben. Schlechtes Timing. Die Seminaranbieter sind dann meist ganz schnell weg oder schieben die Verluste auf Politiker oder sonstige globalen Ereignisse.

Bei all den Herausforderungen gibt es jedoch auch eine positive Seite: Der ETF-Boom und damit der Entwicklung des Marktes für Kurse und Bücher über Finanzen haben dazu geführt, dass sich viele Menschen überhaupt erstmal mit der Materie beschäftigen. Das war nämlich lange Jahre überhaupt nicht der Fall. Viele haben entweder gar nichts unternommen und ihr Geld auf dem Konto geparkt oder sie haben teure Finanzprodukte gekauft und hohe Gebühren bezahlt. Von daher gesehen kann ich die Motivation eines Hobbyfondsmangers ein winziges Stück weit sogar erstehen. Langfristig führt das jedoch selten zu einer Finanzplanung, die auf sicheren Beinen steht und auch Krisenzeiten gut übersteht.

Wenn Sie professionelle Hilfe suchen und Ihre Geldanlage sowie Ihren Ruhestand wirklich solide planen zu wollen, dann melden Sie sich bei mir. Ich biete jedem meine Hilfe an, der der Überzeugung ist: „Ich kann und will mein Vermögen nicht selber verwalten. Ich habe meine Kompetenzen auf einem anderen Gebiet.“

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Finanzmentoring-Carmen-Stephan Portrait

Carmen Stephan

Finanzberatung für Frauen | Frankfurt am Main

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