Leben Sie auch manchmal nach der Devise: „Ein Leben ohne Shopping ist möglich, aber sinnlos“? Kommen Sie auch an keiner Modeboutique, an keinem Schuhladen vorbei, ohne wenigstens mal einen Blick hineinzuwerfen? Meist bleibt es ja nicht nur bei dem Blick hinein. Mir geht es zumindest so. Sobald ich einen Fuß in ein schickes Modegeschäft setzte und mich eine Verkäuferin erspäht, die den Namen „Verkäuferin“ auch wirklich verdient, ist es um mich geschehen. Ein bisschen durch die Kleiderständer schauen, das ein oder andere Teil anprobieren, mich im Spiegel betrachten und mein innerer Dialog beginnt.
Mein Bauchhirn sagt: „Du siehst klasse aus in dieser Hose, super. Probiere gleich noch den passenden Blazer und die schicke Bluse dazu an.“
Mein Kopf: „Ja, das stimmt, aber du hast doch schon so eine Kombination im Schrank. Weißt du wieviel Hosen, Blusen und Blazer du im Schrank hast?“
Bauchhirn: „Aber diese Kombi ist besonders schick. Die Hose fühlt sich so gut an und der Stoff ist so schön weich. Außerdem passt sie wirklich zu allem, was ich schon im Schrank habe.“
Kopf: „Zähle alleine mal deine schwarzen Hosen durch. Die kannst du nicht mehr an zwei Händen abzählen. Auch deine Blazer, Jacken und Oberteile übersteigt mittlerweile die Kapazität deines Kleiderschrankes.“
Bauch: „Aber in dieser Hose und der tollen Bluse kommen meine Schokoladenseiten besonders gut zur Geltung.“
Wenn jetzt eine geschickte Verkäuferin ins Spiel kommt und mich mit einem wohlwollenden Blick in den Spiegel bestätigt, ist alles zu spät. Ich kaufe was das Zeug hält. Alle Warnungen meines Verstandes wie: „Hast du alles schon, denke mal daran was diese Shopping-Tour wieder kostet, dein Kleiderschrank ist zum besten voll“ werden von meinen Glücksgefühlen konsequent ignoriert. Die Verkäuferin spürt natürlich sofort meine Begeisterung und schleppt noch mehr Teile an, die mir gut stehen werden.
Kennen Sie das auch? Ist Ihnen das schon mal passiert, dass Sie „nur mal schauen“ wollten und das Geschäft dann mit zwei, drei großen Tüten verlassen haben? Ich kenne das nur zu gut. Deshalb habe ich bereits vor einigen Wochen eine Shopping-Diät begonnen. Meine Shopping-Diät funktioniert ganz einfach: ich gehe bis auf weiteres nicht mehr shoppen. Vorher habe ich mich sicherheitshalber nochmal davon überzeugt, dass ich auch für die aktuelle Saison wirklich nichts brauche. Ich habe meinen Kleiderschrank neu sortiert und aufgeräumt. Dabei sind mir Schätze in die Hände gefallen, die ich schon seit Jahren nicht mehr anhatte. Ich wusste gar nicht mehr, dass ich diesen wunderbaren Pullover, dieses elegante Kleid noch habe. Das hat mich sehr erstaunt und gleichermaßen nachdenklich gemacht.
Warum macht Shoppen so unglaublich viel Spaß?
- Ein neues Kleidungsstück zu kaufen, das einem gut steht und man sich selbst schön findet, hebt das Selbstbewusstsein.
- Shoppen ist eine wunderbare Freizeitbeschäftigung, bei der mir nie langweilig wird.
- Die Laune wird von Mal zu Mal, von Boutique zu Boutique besser und man kommt in guter Stimmung nach Hause.
- Für mich zählt besonders die Kompetenz einer guten Verkäuferin. Mir muss man „etwas verkaufen“. Von alleine und ohne sympathische oder gar unhöfliche Verkäuferin kaufe ich nichts. Das kommt selten vor, ich ziehe gute Verkäuferinnen geradezu magisch an.
Wenn Shoppen doch so viel Spaß macht, warum eine Shopping-Diät?
- Weil ich alles habe, was ich brauche. Ich brauche keine neuen Klamotten, keine weiteren Handtaschen oder neuen Schuhe. Es ist alles in mehrfacher Ausführung, in allen Farben, Formen und Stilrichtungen vorhanden.
- Es ist nicht nachhaltig, ständig irgendwas zu kaufen. All das muss ja produziert werden, all die Sachen brauchen Rohstoffe, Materialien, Energie, Arbeitskraft usw.
- Das Geld, das man für nicht notwendigen Konsum ausgibt ist weg und hängt als gebundenes Kapital im Kleiderschrank. In dem Moment, in dem Sie bezahlen und das Geschäft verlassen, ist Ihr neues Kleidungsstück nur noch einen Bruchteil des Verkaufspreises wert. Die Margen in der Modebranche sind exorbitant.
- Das Geld, das Sie für nicht notwendigen Konsum ausgeben steht für andere Zwecke nicht mehr zur Verfügung. Sie können Ihren Euro nur einmal ausgeben. Wenn Sie darauf hoffen, dass am Monatsende noch was übrig bleibt, das Sie sparen könnten: vergessen Sie es. Auch die kleinen Beträge für z.B. einen schönen Schal hier, einen Lippenstift dort läppern sich im Laufe des Monats zu einer ordentlichen Summe zusammen.
- Wer ständig shoppen muss, lebt permanent in einem Gefühl des Mangels. Modezeitschriften, die Werbung und Modeblogger suggerieren uns ständig, dass wir irgendwas Neues haben müssen, erst dann sind wir wirklich „in“ und auf der Höhe der Zeit. Dieses Mangelgefühl wird ständig genährt, man ist ein Getriebener und hat dauernd das Gefühl, ständig mehr, mehr und nochmal mehr kaufen zu müssen.
Darüber habe ich beim Sichten und Sortieren meines Kleiderschrankes einmal nachgedacht und habe mich konsequent dafür entschieden, bis auf weiteres keinen Stadtbummel, keine Streifzug durch Einkaufszentren oder durch Schuhgeschäfte mehr zu machen.
Ja, aber was wäre denn, wenn das jeder machen würde und nichts mehr verkauft werden würde? Dann käme unsere Wirtschaft zum Stillstand. Keine Nachfrage führt irgendwann dazu, dass nichts mehr angeboten wird. Das wollen wir ja auch nicht, oder? Nein, keine Sorge, das wird nicht passieren. Es gibt genug Leute, die shoppen bis die Kreditkarte glüht.
Wenn Sie jetzt sagen: „Das ist eine tolle Idee, das werde ich auch ausprobieren, dann fangen Sie doch mal bei Ihrem Kleiderschrank an und machen Sie sich auf die Suche nach verborgenen Schätzen. Sie werden staunen, was Sie alles finden, was Sie schon lange nicht mehr anhatten. Und nach ein paar Monaten Shopping-Diät werden Sie sich wundern, wieviel Geld auf einmal übrig bleibt, das Sie sparen und investieren können.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und weiterhin einen guten Start ins neue Jahr.