Für viele Frauen beginnt die nackte, finanzielle Wahrheit nach einer Scheidung: Bis dahin fühlen sich Frauen oft finanziell abgesichert. „Ich bin ja verheiratet, unsere Ehe läuft prima und mein Mann und ich sind was Geld angeht absolut offen und vertrauen einander.“ Das höre ich immer mal wieder und denke mir: ‚Hoffentlich bleibt alles so rosig wie es ist.‘
Scheidungsraten sind, besonders in Großstädten ziemlich hoch. Insgesamt beträgt die Scheidungsrate in Deutschland ca. 35% (Quelle: Statista). Aber nicht nur eine Scheidung kann die finanzielle Lebensplanung von Frauen gründlich durcheinander bringen. Auch der Tod des Partners durch Krankheit oder einen Unfall kann dazu führen, dass Frauen vor dem finanziellen Aus stehen.
Was sind die Gründe dafür, warum sich viele Frauen in Sachen Finanzen auf ihren Ehemann verlassen?
- Geld und Finanzen sind unbeliebte Themen.
Ich kenne tatsächlich nur wenige Frauen, die nicht in der Finanzbranche tätig sind und die sich gerne und mit wachsender Begeisterung ihrer eigenen Geldanlage widmen. Für die meisten Frauen ist es ein lästiges Thema, das sie gerne an andere delegieren. Oft ist der Ehemann der „Kümmerer“, wenn es um Finanzanlage geht. Auch Väter, Brüder oder Freunde sind willkommene Anlaufstellen für Frauen, wenn es um Finanzfragen geht, auch wenn sie nicht vom Fach sind. Warum auch immer wird Männern eine höhere, finanzielle Kompetenz zugebilligt. Dabei haben Männer, die gleichermaßen nicht vom Fach sind genauso wenig Ahnung wie Frauen. - Veraltete Traditionen, die immer noch tief uns stecken.
Haben Sie gewusst, dass eine Frau ohne Zustimmung ihres Ehemannes bis 1977 nicht arbeiten durfte? Bis ins Jahr 1977 hatte der Mann das Recht, den Arbeitsvertrag seiner Frau zu kündigen, ohne seine Frau zu informieren. Ein Anruf beim Arbeitgeber genügte und die Frau war ihren Job los.
Bis Anfang der 60er Jahre gab es noch das sog. „Geheimsparen“. Geheimsparen, dahinter verbarg sich das Verbot für Frauen, überhaupt ein eigenes Konto zu haben. Frauen war es außerdem nicht erlaubt, größere Anschaffungen wie Möbel oder Musikinstrumente zu tätigen. Das Geheimsparen wurde 1962 abgeschafft.
Das ist zwar nun alles schon lange her und wir Frauen sind heutzutage viel unabhängiger und freier als es noch unsere Mütter und Großmütter waren. Jedoch haben die vorherigen Generationen diese „das Geld-nicht-haben-dürfen-Denken“ voll mitbekommen und sind in diesem Mindset aufgewachsen. Nur weil sich die Rechtslage ändert, denken Menschen nicht plötzlich anders. Das dauert, mitunter Generationen, bis sich ein neues Denken in den Köpfen festgesetzt habe. - Bildungslücke Finanzen.
In den Schulen kommen die Themen Finanzen, Geldanlage und Altersvorsorge so gut wie überhaupt nicht vor. Diese Themen werden komplett ausgeblendet. Aber nicht nur das, auch über das gesetzliche Rentensystem, die Krankenversicherung und unser Steuersystem erfahren Schülerinnen und Schüler so gut wie gar nichts. Vielleicht in berufsbildenden Schulen und teilweise in der Ausbildung, wenn sie in eine kaufmännische Richtung geht.
Wie einfach wäre es, dies zu ändern. Lehrkräfte könnten entsprechend ausgebildet und Lehrpläne umgeschrieben werden. Das scheint für die Kultusministerien ein Riesenproblem zu sein. Seltsam finde ich, sehr seltsam. Sind die Verantwortlichen einfach zu bequem etwas zu ändern oder stecken andere Gründe dahinter? Ich könnte mir vorstellen, dass es durchaus zu Protesten kommen könnte, wenn die Menschen das deutsche Rentensystem wirklich verstehen würden. Dann würden Sie erkennen, welche Kostenlawine da auf uns zurollt, die die nachfolgenden Generationen noch viel härter treffen wird als die jetzige Rentner-Generation.
Was können Frauen tun, um vom Rentenbescheid nicht kalt erwischt zu werden?
- Rechtzeitig anfangen, das Thema Altersvorsorge nicht auf die lange Bank schieben. Ich habe schon oft den Satz gehört: „Das kann ich immer noch machen, dafür habe ich noch so viel Zeit.“ Ja, mit Mitte zwanzig, vielleicht kurz nach der Ausbildung hat man noch viel Zeit, das ist richtig. Aber die Zeit verrinnt und wenn Sie erst mit 40 starten, müssen Sie monatlich deutlich mehr in ihre Altersvorsorge einbezahlen. Wenn Sie noch länger warten und erst mit Mitte 50 loslegen, wird es nicht nur teurer, sondern Sie können dann die Kapitalmarkt-Zyklen an den Aktienmärkten nicht mehr in dem Maße mitnehmen, wie sie das 20 Jahre früher hätten tun können. Diese hohen Schwankungen können Sie sich dann nicht mehr erlauben, sie müssen konservativer anlegen. Das wiederum mindert Ihre Rendite. Mit anderen Worten: fangen Sie an und schieben Sie Ihre Altersvorsorge nicht vor sich her.
- Worst-case-Szenarien mit dem Ehemann besprechen. Das macht natürlich gar keinen Spaß, vor allem dann nicht, wenn man erst jung verheiratet ist. Wer denkt da schon an Scheidung. Trotzdem sollten Sie mit Ihrem Mann daraüber sprechen, wie Sie im Fall einer Scheidung und auch im Todesfall des Ehemannes abgesichert sind. Das ist besonders wichtig, wenn Sie mit dem Kauf einer Immobilie gemeinsame finanzielle Verpflichtungen eingegangen sind. Was passiert, wenn Ihr Mann plötzlich nicht mehr da ist. Wer zahlt dann den Kredit für das Haus zurück? Entsprechende Vorkehrungen könnte man auch mit einem Ehevertrag treffen. Dieser sollte im Interesse beider Parteien sind und nicht einseitig einen Partner bevorteilen.
- Einen eigenen Plan machen, unabhängig vom Ehemann.
Der eigene Finanzplan macht Sie in finanzieller Hinsicht frei und unabhängig von Ihrem Mann. Damit wollen wir dem Ehemann nichts Böses oder ihm unterstellen, dass er sich irgendwann verabschiedet. Nein, wir wollen einfach vorausschauend handeln und für alle Eventualitäten gewappnet sein. Mir ist wichtig, dass Frauen erkennen, sich nicht zu sehr in finanzielle Abhängigkeiten zu begeben. Wenn Sie Ihre private Altersvorsorge aufgrund von Kindererziehungszeiten nicht weiterbezahlen können, könnte diese Zahlungen auch Ihr Mann übernehmen. Schließlich verzichten Sie zugunsten der Familie auf eigenes Einkommen.
Wenn Sie dann bis ans Ende Ihrer Tage glücklich verheiratet bleiben, haben Sie ihr eigenes Geld und können sich selbst den einen oder anderen Wunsch erfüllen. Dann ist doch alles bestens.
Wenn Sie gerne wissen möchten, wie Sie sich eine solide und langfristig krisensichere Altersvorsorge aufbauen, melden Sie sich bei mir.