Von Tauben und Falken – oder: das Federvieh in der Geldpolitik

von | Okt 31, 2019

Am vergangenen Montag wurde Mario Draghi als scheidender EZB-Präsident feierlich verabschiedet. Alarmstufe rot für die Sicherheitsbehörden. Alles was in Europa Rang und Namen hat, versammelte sich am Montag im Frankfurter Ostend bei der EZB. Die Reden waren freilich voll des Lobes über die Geldpolitik von Mario Draghi. Draghi hat zum Leidwesen der Sparer die Zinsen auf ein Niveau unter Null gesenkt. Gleichwohl ist es ihm gelungen, die hochverschuldeten Staaten in Europa am Leben zu erhalten. Während seiner Amtszeit gab es keinen Staatsbankrott. Dafür hat er alles getan. Ich erinnere nochmal an seine legendären Worte im Juli 2012 in London: „Whatever it takes…“ Er würde alles tun, um den Euro zu erhalten. Darüber hinaus ist es ihm zuzurechnen, dass die offizielle Inflationsrate bei nahezu 2 Prozent liegt, auch das ein erklärtes Ziel der EZB für die Eurozone. Das was er erreicht hat, ist sehr wohl teuer erkauft.

  • Alle Sparer zahlen den Preis für die hohen Staatsschulden in der Eurozone. Durch ihren Verzicht auf Zinsen sagen sie notgedrungen JA zur EZB-Politik.
  • Eine Zinswende, die den Namen wirklich verdient, wird es auch unter Madame Lagarde in den nächsten Jahren nicht geben. Die Staaten entledigen sich via Nullzins-Politik und Inflation ihrer Schulden.
  • Kein EZB-Präsident möchte als Präsident einer Staatspleite in die Analen der EZB eingehen.

Um die Geldpolitik besser zu verstehen, möchte ich dich mit zwei Tieren vertraut machen, die die beiden geldpolitischen Strömungen innerhalb der Geldpolitik verdeutlichen.

Von Tauben und Falken

Vielleicht hast du in der Fachpresse schon mal von Tauben und Falken gelesen. Tauben stehen für eine lockere Geldpolitik à la Draghi. Tauben haben das Ziel, die Kapitalmärkte möglichst liquide zu halten. Das bedeutet konkret, die Märkte mit (billigem) Geld zu versorgen, Anleihen aufzukaufen und so die Märkte mit Liquidität zu fluten. Die Konsequenz davon: Der Preis für Geld, nämlich die Zinsen bleiben niedrig, weil ja sowieso genug Geld da ist. Das billige Geld sucht Wege, um angelegt zu werden. Das wiederum treibt unter anderem die Preise für Sachwerte an. Der Vorteil ist: die Konjunktur läuft und läuft, auch Unternehmen, die ohne billige Kredite vielleicht schon pleite wären, werden so am Leben gehalten. Dazu zählen auch Banken, sogenannte Zombi-Banken. Tauben sind vor allem bei Politikern besonders beliebt, geben sie ihnen nämlich die Gewissheit, so weitermachen zu dürfen wie bisher. Kaum ein Politiker schnallt den Gürtel der Staatsausgaben gerne enger. Kein Politiker bildet gerne finanzielle Polster für konjunkturell schlechte Zeiten. Tauben kommen meistens auch selbst aus der Politik und haben ein stabiles Netzwerk unter anderen Tauben. Sowohl Mario Draghi als auch Christine Lagarde kommen eher aus dem Lager der Tauben.

Im Gegensatz dazu stehen die Falken. Falken wie z.B. unser Bundesbankpräsident Jens Weidmann spricht sich eindeutig gegen eine zu lockere Geldpolitik aus. Er warnt vor den Folgen dieser Art Politik und strebt eine Rückkehr zur „Normalität“ im Bereich der Zinsen an. Darüber hinaus warnen Falken vor einer zu engen Verflechtung zwischen Politik und Notenbanken. Straffere geldpolitische Zügel wären mehr als angebracht, was auch meiner Meinung entspricht. Dies sollte die Staats-und Regierungschefs in Europa mehr zum sparen animieren und die Staatsverschuldung zurückfahren.

Bei Gründung der Bundesrepublik und damit auch der Gründung der Bundesbank hatte diese einen geldpolitischen und keinen staatlichen Auftrag. Die Notenbank sollte unabhängig und kein verlängerter Arm der Politik sein. Das ging viele Jahre gut. Seit der gemeinsamen Geldpolitik in Europa steht es schlecht mit der Unabhängigkeit der Notenbank. Die Tauben sind und bleiben auch mit Christine Lagarde die dominierende Kraft im EZB-Direktorium.

Was heißt das nun für dich und deine privaten Finanzen?Es gibt Dinge, die wir nicht ändern können. Anstatt sich darüber zu ärgern, gehe neue Wege.

  1. Bunkere dein Geld nicht auf Deinem Girokonto. Nicht nur die Inflation knabbert daran, sondern auch die Negativzinsen, die deine Bank von dir fordert oder fordern wird.
  2. Schau dich nach Alternativen zum Sparbuch um. Es gibt sie längst.
  3. Lass dich nicht entmutigen, sondern gehe neue Wege.

Dividenden sind der neue Zins

Was sind Dividenden? Dividenden sind der Ertrag, den Unternehmen jährlich an ihre Aktionäre ausschütten. Um Aktionär zu werden und in den Genuss einer Dividendenzahlung zu kommen, brauchst du Aktien oder Aktienfonds. Dazu brauchst noch nicht mal keine Einzelwerte zu kaufen. Ein gut gemanagter Aktienfonds oder ein Aktien-ETF sind für Privatanleger meines Erachtens die bessere Wahl. Du hast in deiner Freizeit wahrscheinlich Besseres zu tun, als jeden Tag die Börsenkurse am Bildschirm zu verfolgen. Zeit für das Einlesen in Fachmagazine, Börsenjournale oder Recherche über die Zukunftspläne „Deiner“ Unternehmen zu machen, ist vielleicht auch nicht ganz dein Ding. Es sei denn du bist Hobby-Fondsmanager.Meine Kunden haben darauf keine Lust und überlassen mir diesen Job.

Dabei investiere ich auch nicht in Einzelwerte, sondern in gut gemischte Portfolios aus aktiv gemanagten Fonds und ETFs.

Wenn du einen Profi beauftragst, sich um dein Vermögen zu kümmern, hast du schließlich Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Wenn du dir den Arm gebrochen hast, gehst du schließlich auch zu einem Arzt, oder setzt du allein auf die Selbstheilungskräfte deines Körpers?! Wohl eher nicht.

Geldpolitiker, gleich ob Tauben oder Falken können dir dann ein Stück weit egal sein.

Lass uns einen Termin vereinbaren und gemeinsam schauen, wie wir das passende Portfolio für dich finden.

Finanzmentoring-Carmen-Stephan Portrait

Carmen Stephan

Finanzberatung für Frauen | Frankfurt am Main

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