Vor wenigen Wochen wurde in der Finanzfachpresse wieder einmal mehr die rückläufige Zahl der Aktionäre in Deutschland beklagt. Unter anderem ist das Deutsche Aktieninstitut zu dieser Erkenntnis gekommen. Die Anzahl der Aktionäre sei insgesamt leicht zurückgegangen, jedoch bei den 14-19-Jähigen etwas angestiegen. Immerhin investiert die Jugend hochmotiviert in Aktien und Aktienfonds.
Dabei ließe sich damit das Altersvorsorgeproblem durchaus lösen oder zumindest abschwächen. Die Regierung tue zu wenig, um Menschen zu Investoren zu machen.
Wenn Sie auf die Regierung warten, können Sie lange warten
Ich könnte es auch etwas allgemeiner ausdrücke: Wenn Sie auf andere warten, die Ihre Alterssicherung für Sie regeln, können Sie lange warten. Der Staat wird es mit Sicherheit nicht in ausreichendem Maße tun.
Es ist leider richtig: Aktionären wird es in Deutschland nicht gerade leicht gemacht, vor allem steuerlich. Zum Jahresbeginn 2009 wurde die Spekulationsfrist auf Aktiengewinne abgeschafft. Gerade die lange Haltedauer, die bei Aktien empfohlen wird, wurde durch die Abschaffung der Spekulationsfrist konterkariert und die kurzfristige Spekulation eher angefacht. „Wenn ich sowieso versteuern muss, warum also nicht spekulieren?!“ denkt sich vielleicht der eine oder andere Trader.
Seither müssen alle auf Aktien erzielten Gewinne versteuert werden. Bis dahin galt eine Frist von 10 Jahren. Wer sein Aktien(Fonds-)Depot mehr als 10 Jahre gehalten hatte, war von der Kapitalertragsteuer befreit. Seitdem gilt die Abgeltungssteuer, was nichts anderes ist als die Kapitalertragsteuer von 25%, zuzüglich Soli. Gewinne aus Aktien müssen versteuert werden, Verluste hingegen können nur bedingt angesetzt werden. Die Verrechnung von Gewinnen und Verlusten aus Aktien und Aktienfonds ist auch nicht mehr möglich. Kosten, die mit dem Erwerb der Kursgewinne verbunden sind wie können steuerlich nicht geltend gemacht werden. Bei Kapitalerträgen gibt es keine „Werbungskosten“ Soviel zum Thema „Anreize setzen durch den Staat“. Dabei wäre es mehr als sinnvoll, wenn die Menschen hierzulande mehr auf langfristig orientierte Aktieninvestments für die Altersvorsorge setzen würden als auf das nach wie vor beliebte Tagesgeldkonto.
Warum ist es sinnvoll, Aktien und Aktienfonds für die Altersvorsorge heranzuziehen?
- Hohe Renditechancen: Historisch gesehen bieten Aktien eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6–8 % und liegen damit deutlich über der Rendite von den meisten Bankprodukten und auch noch vor Immobilien.
- Inflationsschutz: Aktienkurse steigen oft langfristig mit der Inflation, was den Kaufkraftverlust reduziert. Das liegt daran, dass viele Aktienkurse die Umsatz- und Kostensteigerungen der Unternehmen einpreisen und an die Käufer der Produkte weiterreichen.
- Langfristiger Zinseszinseffekt: Dieser Effekt, nämlich das Reinvestieren von Dividenden und die stetige Wertsteigerung machen Aktieninvestitionen über Jahrzehnte so attraktiv.
Allerdings stehen den Vorteilen auch Nachteile gegenüber:
- Kursschwankungen: Aktienmärkte sind dafür bekannt, dass sie starken Schwankungen unterliegen können, was in Krisenzeiten zu erheblichen Verlusten führen kann. Daher ist eine kluge, langfristige Strategie unerlässlich, um Verluste zu begrenzen bzw. diese erst gar nicht entstehen zu lassen.
- Psychologische Hürden: Viele Anleger verkaufen in Panik bei Kursrückgängen, was die langfristige Rendite schmälert. Anleger, die in Eigenregie tätig sind, verlieren oft die Nerven und realisieren Kursverluste.
- Einzelaktien-Risiko: Wer nur auf wenige Unternehmen setzt, kann bei schlechten Entwicklungen große Verluste erleiden. Deshalb ist es um so wichtiger, auf eine gesunde Mischung aus gemanagten Fonds und Indexfonds wie z.B. ETFs zu setzen. Von der Investition in einzelne Aktien möchte ich eher abraten.
Wie können Sie vorgehen, um für die Rente in Aktienfonds zu investieren?
- Breite Diversifikation: Investitionen in international breit gestreute Aktienfonds reduziert das Risiko von Kursverlusten. Durch die Streuung können Klumpenrisiken reduziert und Chancen wahrgenommen werden, an die man konzentrierten Investments vielleicht gar nicht gedacht hätte.
- Langfristiger Anlagehorizont: Wer über Jahrzehnte investiert, kann Schwankungen aussitzen und profitiert vom Wachstum. Planen Sie daher für Ihre Aktieninvestments mindestens 5, besser 10 Jahr und länger ein.
- Regelmäßiges Sparen: Mit einem Sparplan (z. B. monatlich in ETFs) werden Marktschwankungen ausgeglichen (Cost-Average-Effekt). Sie profitieren sogar noch von Schwankungen, weil Sie in Abschwungphasen an der Börse günstiger einkaufen.
Es gibt also jede Menge gute Gründe, in Aktien und Aktienfonds zu investieren, um für das Alter entsprechend vorzusorgen. Warten Sie daher bitte nicht, bis die steuerlichen Gegebenheiten günstiger sind, die Kurse gerade mal attraktiv sind für den Einstieg oder bis der Staat die Aktienrente einführt. Das wird Sie Ihrem Altersreichtum nicht näherbringen. Sorgen Sie selbst vor und nehmen Sie Ihre Alterssicherung in die Hand. Melden Sie sich gerne bei mir, wenn Sie dabei Unterstützung brauchen.
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